40 Jahre Ökumenisches Friedensgebet in Lingen - und kein Ende
Im Sommer 1983 fanden sich Frauenaus allen christlichen Gemeinden Lingens zusammen.
Was sind das bloß für Zeiten! Klimawandel, Corona und nun schon über ein Jahr dieser unselige Krieg in unserer Nachbarschaft – all das hat erschreckende, nie gekannte globale Auswirkungen und macht uns das Leben und das Herz schwer! Und es gibt noch viel mehr Leid an vielen anderen Orten auf unserer Welt: Hungersnöte, Umweltkatastrophen, das Erstarken extremistischer, autoritärer Kräfte, Menschen auf der Flucht, Gewalt und Verfolgung ausgesetzt, Menschen in bitterer Armut, ohne Haus, ohne einträgliche Arbeit, ohne medizinische Versorgung, ohne Zugang zu Bildung oder sauberem Wasser, ohne Perspektiven. – Man könnte fast verzweifeln. Was tun? Klagen? Alles Gott einfach vor die Füße werfen und ihm sagen, er möge sich darum kümmern, dass alles wieder gut wird? – Das wird nicht gehen! Da müssen wir schon selber anpacken, jede und jeder in dem Maß, wie es ihr oder ihm möglich ist.
Was sind das bloß für Zeiten! – Solche Gedanken beschäftigten auch die Menschen in den 80ger Jahren, als mit der Stationierung der amerikanischen Mittelstreckenraketen in Europa und in Deutschland die Frage nach dem Frieden bei uns und in der Welt immer brisanter wurde. Viele Menschen erinnerten sich an eigenes Erleben von Krieg und Verfolgung, hatten Angst und sorgten sich um ihre Existenz. Überall gab es Proteste, die nicht immer friedlich blieben.
Da fanden sich Im Sommer 1983 Frauen aus allen christlichen Gemeinden Lingens zusammen, um gemeinsam für den Frieden zu beten – gegen Ohnmacht und Hilflosigkeit. Ist doch durch Jesus Christus der Friede in unsere Welt gekommen – aber wir Menschen leben viel zu wenig danach!
Bis heute treffen sich Frauen (und auch ein paar Männer!) regelmäßig mittwochs um 9:30 Uhr zum Ökumenischen Friedensgebet in der Kreuzkirche (s. Foto re). Nur an besonderen kirchlichen Feiertagen und natürlich während des Corona-Lockdowns fiel es aus. Natürlich hat sich in den vergangenen 40 Jahren einiges verändert. Aber Grund zum Beten gibt es immer noch genug. Uns beschäftigen weiterhin Tagesfragen, Weltnachrichten, aktuelle Aufrufe zum Thema: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Das lässt uns aufmerksam werden für die Not und die Probleme anderer und weitet unseren Blick. Nach wie vor gibt das Friedensgebet Raum zum gemeinsamen Fragen, Klagen und Anklagen, aber auch zu Freude und Dankbarkeit. Es schafft Raum für Information und Austausch, stärkt Hoffnung und Zuversicht. Und nicht zuletzt bietet es auch die Möglichkeit zu tätiger Hilfe. Rückblickend können wir sagen: Auch wenn wir nicht die Welt verändern können, so leisten wir doch an unserem Ort den einen oder anderen kleinen Beitrag zum Frieden – und das wollen wir auch weiterhin tun. Da vertrauen wir fest auf das Gebet als Hilfe gegen das „Nur-zur-Kenntnisnehmen“ und gegen die Resignation.
Am 14. Juni feiern wir unser 2.000. Friedensgebet – ein kleines Jubiläum! Wir laden herzlich ein zum Mitfeiern – um 9.30 Uhr in der Kreuzkirche. Kommen Sie gern dazu!
Kerstin Buck-Emden