Kondoa

„Was für ein wunderbares Land habt ihr!“

Im September waren zehn Tansanier zu Besuch im Kirchenkreis Emsland-Bentheim.

Dab dab da be du da dap ... Singen macht Spaß, auch in fremden Ländern und Sprachen! Mit ihren Liedern zum Lob Gottes voller Fröhlichkeit, Rhythmus und Bewegung sangen sich unsere Gäste aus dem Distrikt Kondoa in Tansania überall schnell in die Herzen der Grafschafter und Emsländer– im Begrüßungsgottesdienst in der Nordhorner Kreuzkirche, bei den verschiedenen Begegnungen in den Partnergemeinden, beim Kinderkirchentag in Lohne oder beim Abschlusstreffen in Meppen. Und über die gesungenen Tischgebete im Speiseraum des Colleg Wittenberg ergab sich sogar noch ein lebendiger Kontakt zu einer ebenfalls dort wohnenden Gruppe aus Schweden. Dabei mussten gar nicht immer alle zehn Tansanier gemeinsam singen, auch zwei oder drei vermochten mit ihren Stimmen zu begeistern – toll!

Wenn ich an diese Delegation denke und die intensiven Wochen im September, klingen ihre Lieder noch in mir. Und dann kommt mir auch wieder das „Dab dab da be du da dap....“ von Clemens Bittlinger in den Sinn mit dem wunderbaren Text, der kurz und knapp schon alles beschreibt, was Partnerschaft für mich ist: „Jeder hat was einzubringen. Diese Vielfalt – wunderbar... Diese Welt ist uns gegeben. Wir sind alle Gäste hier. Wenn wir nicht zusammen leben, kann die Menschheit nur verlier´n. Wir wollen aufsteh´n, aufeinander zugeh´n und uns nicht entfernen, wenn wir etwas nicht versteh´n“. So ein Partnerschaftsbesuch ist schon eine große Herausforderung – für beide Seiten – da braucht man auch mal Ermutigung, und wenn es durch ein Lied ist!

Hier waren es Logistik und Programmplanung, die uns schon lange vorher intensiv beschäftig-ten. Bei unseren Gästen löste das „ticket to heaven“ – wie es eine Delegierte nannte– natürlich große Freude aus, aber dann kamen auch viele Ängste. „Weißt du, alles war total neu für uns. Kaum einer war schon mal wirklich gereist oder hatte einen Pass. Wir wussten gar nicht, was wir tun sollten und manches war schon schwer. Aber nun sind wir alle hier und dafür danken wir Gott.“ Fröhlich lachend begrüßten uns die acht Frauen und zwei Männer, die eigentlich hundemüde waren nach der langen Reise, am Flughafen Düsseldorf. Auf der Fahrt nach Nordhorn zum ersten Quartier fielen den meisten dann auch bald die Augen zu. Andere schauten mit großen Augen aus dem Fenster. „Was für ein wunderbares Land habt ihr!“

Am Sonntag feierten wir mit der ganzen Delegation und vielen Gästen aus Nordhorn und dem Kirchenkreis einen festlichen Begrüßungsgottesdienst in der Kreuzkirche in Nordhorn. Nach einem Empfang mit Süppchen trennten sich die Wege der Delegierten. Jeweils zu zweit fuhren sie mit ihren Gastgebern in ihre Partnergemeinden und teilten dort zwei Wochen lang Leben und Alltag in Familien– das wichtigste Anliegen solcher Besuche!

Bei uns in Lingen waren die Erzieherin Rosemary und die MTA und Krankenschwester Happy eine Woche lang in der Trinitatisgemeinde und die zweite Woche in der Johannesgemeinde. Pastorin Lucy und die Lehrerin Naomi waren in der zweiten Woche in der Kreuzgemeinde zu Gast. Die drei Gemeinden hatten ein interessantes und vielseitiges Programm erarbeitet, es fanden sich liebevolle Gastgeber und auch nette Menschen, die einzelne Programmpunkte begleiteten. Es gab viel zu sehen und zu erleben in den Gemeinden und in der Stadt: Gottesdienste und Friedens-gebet, Kinderkirchentag, Konfirmandenunterricht, Frauenkreise, Jugendgruppe mit Pizza, ein Seniorennachmittag mit Kräuter-geschichten, Pfadfinder und Kitas, Schulen und Uni-Campus, Alten-heime und Krankenhäuser, Stadt-rundgang und Wochenmarkt – überall trafen unsere Gäste Menschen und man kam ins Gespräch über Gott und die Welt. Man kochte gemeinsam afrikanisch, spielte miteinander, saß bei herrlichstem Spätsommerwetter einfach im Garten oder ging spazieren und besuchte sogar ein Konzert im Theater. Unsere Gäste waren immer wieder erstaunt, was alles möglich ist bei uns, z.B. das Altstadtfest. „Das ist ja total verrückt, so etwas gibt es bei uns nicht!“ – sagte Happy, und genoss es in vollen Zügen. So verging die Zeit wie im Fluge. Sicher, für manch einen war es nicht immer leicht, sich die Zeit zu nehmen, doch alle haben es gern getan – und auch viel voneinander gelernt!
Wageni ni baraka – Gäste sind ein Segen! Ich glaube, es war wirklich ein Segen, dass diese Gäste bei uns waren, auch wenn manches ungesagt blieb, missverstanden oder gar nicht verstanden wurde.

Am Ende ging alles gut. „Ich danke meinem Gott und euch, dass ich hier sein durfte! Ich habe mich sehr wohlgefühlt und nehme unendlich viel mit nach Hause!“, fasste John, stellvertretender Schulleiter der EmBeKo-Schule in Kondoa, zum Abschied zusammen. Und Pastorin Lucy ergänzte:

„Und wo es Unstimmigkeiten oder Missverständnisse gab, vergebt uns. Gott segne euch – Mungu awabariki!“

Kerstin Buck-Emden
Partnerschaftsbeauftragte